(Quelle: Koninklijke Mosa bv)

Die Kraft der Keramik

FASSADE - Aktuell

August 2016

Anzeige "Die Umsetzung nachhaltiger Lösungen in der Hotelbranche kann viel weiter gehen als weniger Handtücher waschen zu lassen oder kürzer zu duschen. Sogar so weit, dass man den Gästen durch die positiven Effekte von Nachhaltigkeitsmaßnahmen ein wenig Luxus zurückgeben kann. Und genau darüber muss man als Architekt nachdenken."

Das meint jedenfalls Robert Mulder von Mulderblauw architecten, der für die Außen- und Innengestaltung des neuen, 314 Zimmer zählenden Novotel-Hotels im niederländischen Hoofddorp verantwortlich zeichnet.

Entwürfe für die Zukunft

Mulder: "Ich finde, der Aufenthalt in einem Hotel sollte für die Gäste ein Erlebnis sein. Darum sollte man Nachhaltigkeit nicht als moralische Pflicht auferlegen. Man muss für den Hotelgast Anreize schaffen, um Neugier nach dem Warum der Architektur und der Einrichtung zu entwickeln. Das ist für uns eine inspirierende Aufgabe. Nachhaltigkeit reicht bei uns denn auch weiter als das Nachdenken über den Energieverbrauch und den cleveren Einsatz von Materialien. Uns als Architekturbüro sind die sozialen, menschlichen und gesellschaftlichen Aspekte in unseren Entwürfen am wichtigsten. Daran wollen wir uns messen lassen. Nachhaltigkeit ergibt sich daraus automatisch und erstreckt sich auch auf die Zukunft."

Und weiter: "Darauf, was wir unseren Kindern hinterlassen. Beim Novotel Hoofddorp wollten wir deshalb, dass das Hotel mit geringen Anpassungen langfristig beispielsweise auch als Bürogebäude oder zur ständigen Bewohnung genutzt werden kann. Die Nutzungsflexibilität bestimmt aus meiner Sicht die Nachhaltigkeit eines Gebäudes erheblich mit."

Zusammenarbeiten heißt zusammen wachsen

HandwerkMiranda Ensink, als grafische Designerin mitverantwortlich für den Innenraum- und Fassadenentwurf, ergänzt: "Man muss als Designer von der Funktionalität und nicht von einem fest gefassten Bild her denken. Nur so ist man offen für andere Perspektiven und Zusammenarbeitsformen, nur so kann Neues entstehen."

Mulder: "Das sehen wir auch in der Zusammenarbeit mit Mosa. Mosa unterscheidet sich nicht nur mit seinen in den Niederlanden nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip nachhaltig produzierten Fliesen, sondern vor allem auch durch einen intensiven Dialog mit dem Auftraggeber. Die Designer von Mosa unterstützen uns immer wieder, wenn es um Spezialanfertigungen für unsere Projekte geht. Diese Zusammenarbeit ist ganz wichtig, denn dadurch wird letztlich der Entwurf immer besser. Mosa weiß, was Maschinen können und was in der Keramikherstellung alles möglich ist. Das ist ganz wesentlich. Als Designer sollte man sich nicht auf seine Vorstellungen versteifen und gegen ein Produktionsverfahren ankämpfen wollen, sondern es einfach respektieren."

Helle Fassade mit sanfter Ausstrahlung

Mulder fährt fort: "Für das Novotel Hoofddorp wollten wir eine helle Fassade mit einer sanften Ausstrahlung, die an die Umgebung erinnern soll. Keramik eignet sich dafür hervorragend, denn man kann die Farben und die Oberflächenbeschaffenheit frei bestimmen und so genau die gewünschte Ausstrahlung erzielen. Wir haben in unserem Entwurf die Schilfgürtel entlang der Kanäle des Haarlemmermeer als Motiv aufgegriffen und zusammen mit Mosa untersucht, wie wir die Schilfstängel in den Fassadenfliesen zur Spitze des Gebäudes hin verlaufen lassen können."

"In gemeinsamer Entwicklungsarbeit haben wir erforscht, welche Möglichkeiten das Produktionsverfahren bietet. So wurde der Entwurf immer abstrakter und mündete schließlich in eine Fassade mit einem markanten Licht- und Schattenspiel durch die Wechselwirkung zwischen matten und glänzenden Oberflächen. Die Fliesen zeigen nicht nur ihr eigenes Motiv (ein Hochglanzaufdruck auf steinmatter Glasur), sondern reflektieren auch auf ganz besondere Art die Landschaft und den holländischen Himmel", so Mulder weiter.

Gasterlebnis als Leitmotiv

HandwerkMulder: "Außer dem Einsatz von recyclingfähigen Fliesen – sowohl an der Fassade als auch innen im Hotel – haben wir viel Wert auf die Wärmedämmung gelegt, Gründächer angelegt und in Säulenstrukturen gebaut. Dadurch konnte der Baustoff- und somit der Energieverbrauch erheblich gesenkt werden. Zudem haben wir uns eine intelligente Lösung für die Fenster der Hotelzimmer ausgedacht. Dabei stand das Erlebnis des Hotelgastes im Mittelpunkt, aber auch der Wunsch nach ökologischer Klimatisierung. Deshalb haben wir uns für schmale, vertikale Fenster entschieden, die in die Fassade eingerückt sind."

Und er fährt fort: "Nicht unbedingt die naheliegendste Lösung, aber durch die vertikale Positionierung bis hinunter zum Fußboden gelangt einerseits das Sonnenlicht tiefer in den Raum hinein. Andererseits entsteht durch die eingerückte Lage der Fenster mehr Schatten, wodurch die Zimmer sich weniger aufheizen und somit weniger gekühlt werden müssen. Beide Effekte sind äußerst beeindruckend und bestimmen letztlich, wie der Hotelgast seinen Aufenthalt erlebt. Natürlich hätten wir auch ein steriles Hightech-Hotel entwerfen können, aber wir finden, dass ein Entwurf, der nicht diese weiche menschliche und soziale Seite aufweist, an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht."

Lesen Sie die gesamte Fallstudie hier.