Durch die Planung mit BIM steigt die Qualität beim Fenstereinbau auf der Baustelle. (Quelle: Berner Fachhochschule)

BIM: Auch in der Fensterbranche ein Thema?

FASSADE - Aktuell

September 2016

Building Information Modeling, ein Begriff der neben Digitalisierung, Industrie 4.0 und Internet der Dinge momentan in aller Munde ist und an jeder Fachtagung auftaucht. Aber: Was steckt dahinter? Welches sind die Vorteile, die für die Fensterbranche zu erwarten sind?

Building Information Modeling, kurz BIM, ist eine Methode, die über ein zentrales Modell des Gebäudes die Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden optimiert. Alle relevanten Gebäudedaten werden digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Das Planungsmodell und die stets aktuellen Daten stehen während des ganzen Planungsprozesses allen am Bau Beteiligten zur Verfügung.

"Mit BIM können wir ein Projekt virtuell bauen, bevor es auf die wahre Baustelle geht" so Thomas Rohner, Leiter Fachbereich Holz und Professor für Holzbau und BIM an der Berner Fachhochschule BFH. Mögliche Probleme, die beim Bau auftauchen können, zeigen sich so bereits im Modell. "BIM hat ein ungeheures Potenzial: Durch die digitale Vernetzung entstehen weniger Fehler, dies ermöglicht wertvolle Zeit- und Kosteneinsparungen."

Optimierungspotenzial bei der Datenanlieferung

HandwerkDie Prozesse in der Produktion von Schweizer Fenstern sind zu einem grossen Teil automatisiert, das Optimierungspotenzial in der Herstellung nach Industrie 4.0-Grundsätzen gestaltet. Möglich sind zeitliche und finanzielle Einsparungen aber noch in der Phase der Datenerfassung, bzw. -anlieferung. Hier kommt BIM zum Einsatz: Denn BIM beinhaltet nicht nur das 3D-Modell des Gebäudes, sondern bildet auch alle technischen Daten ab.

Für das Bauteil Fenster bedeutet dies, dass neben den Grössenangaben, z.B. auch die Anforderungen an die Bauphysik, die Optik, Lüftung und Beschattung oder weitere glasspezifische Angaben hinterlegt sind. Alle diese Daten kann der Fensterbauer über eine IFC-Schnittstelle1 in sein ERP-System2 (Entreprise Resource Planung, eine Software zur rechtzeitigen und bedarfsgerechten Planung und Steuerung von Ressourcen) integrieren.

Dies spart im Vergleich zu der Erfassung vor Ort oder der manuellen Übertragung in das eigene System viel Zeit und senkt gleichzeitig auch die Fehlerquote. Viele ERP-Systeme verfügen bereits heute über eine IFC-Schnittstelle (Industry Foundation Classes, ein offenes und neutrales Datenformat) oder können aufgerüstet werden.

Einsparpotenzial liegt auf der Hand

Das Fenster ist eines der kompliziertesten Bauteile eines Gebäudes. Bis zum eingebauten Fenster sind viele verschiedene Stellen involviert: vom Fensterbauer über den Glashersteller bis hin zum Beschlagslieferanten. Mit BIM haben alle Beteiligten zu jeder Zeit Zugriff auf die aktuellsten Daten und können diese direkt in die betriebseigene Software speisen.

HandwerkDie Vereinfachung und das Einsparpotenzial liegen auf der Hand. Um von diesen technischen Möglichkeiten möglichst rasch zu profitieren, könnten Fensterbauer schon heute verlangen, dass die Daten BIM-kompatibel angeliefert werden oder z.B. einen tieferen Preis anbieten, falls dies der Fall ist. Eines der ersten Projekte in der Schweiz, das den BIM-Standard bereits in der Planung verlangt, ist der Neubau des Campus Biel/Bienne der Berner Fachhochschule BFH in Biel.

"BIM wird sich durchsetzen"

Der Kanton Bern als Bauherr verspricht sich so für das hochkomplexe Gebäude, bei dem auch diverse Laboratorien eingebaut werden, eine effizientere Planung und Bauphase. Rohner ist überzeugt: "BIM wird sich in Zukunft überall durchsetzen, weil die Methode klare Vorteile bringt."

Wie schnell BIM Einzug hält, wird sich zeigen. Die BFH unterstützt die Branche mit dem Weiterbildungsangebot CAS Digitale Vernetzung. Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs, der Ende Oktober erstmals startet, sind in der Lage, die Rolle eines BIM-Koordinators zu übernehmen. BIM, die digitale Vernetzung und Industrie 4.0 stehen auch an den windays, dem Branchentreffpunkt für die Fenster- und Fassadenbranche nächstes Jahr im Zentrum: 23. und 24. März 2017 in Biel.


www.ahb.bfh.ch
www.ahb.bfh.ch/casdigitalevernetzung
www.windays.ch

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