Um der Fassade einen individuellen Charakter zu verleihen, wurden die Betonfertigteilplatten über eine horizontale Teilung im Geschoss-deckenverlauf gegliedert. (Quelle: pbr Planungsbüro Rohling AG  / Hans-Jürgen Landes)

Philosophikum Gießen fertiggestellt

FASSADE - Aktuell

November 2016

Der Auftakt zur Campusentwicklung Philosophikum der Justus-Liebig-Universität in Gießen ist erfolgt. Das erste Seminargebäude für den geistes- und kulturwissenschaftlichen Campus ist fertiggestellt und bildet auch aufgrund seiner hohen Repräsentationskraft den ersten Meilenstein.

Bauherr ist das Land Hessen, vertreten durch den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen, Niederlassung Mitte. pbr erbrachte für den Neubau die Architekturplanung sowie die Planung der Technischen Ausrüstung.

Zusammenfügung zweier getrennter Campusbereiche

Als Arbeitsplatz von rund 10.000 Studierenden und einer Vielzahl von Mitarbeitern prägt der neue Campus Philosophikum nicht nur den Charakter der Universität, sondern auch der Stadt Gießen. Er ist eine Zusammenfügung zweier bisher getrennter Campusbereiche und soll die geistes- und kulturwissenschaftlichen Bereiche an einem Ort bündeln.

Innerhalb des Masterplans zur Umgestaltung des Philosophikums ist neben dem Neubau des Seminargebäudes in den nächsten Jahren geplant, eine Achse mit fünf neuen Gebäuden zu realisieren. Ziel der Planungist die Entwicklung eines integrierten Universitätscampus neuen Typus, der sich im laufenden Betrieb und unter Nutzung der bestehenden Qualitäten umsetzen lässt und weit über Gießen hinaus als vorbildlicher Hochschulstandort Beachtung findet.

Größtmögliche Offenheit und Transparenz

HandwerkDas neue Seminargebäude ist am Alten Steinbacher Weg 44 in unmittelbar fußläufiger Nähe zur "Neuen Mitte" Gießens entstanden. Neben der Umsetzung des gewünschten Raum- und Funktionsprogramms ist es gelungen, die Vorgaben des Masterplans aufzunehmen und optimal umzusetzen. So präsentiert sich das neue Lehrgebäude als klares Rechteckvolumen mit einem extensiv begrünten Flachdach.

Über den verglasten Haupteingang betreten Besucher das Lehrgebäude und gelangen durch den Windfang in das Foyer. Dieses ist in Teilbereichen zweigeschossig ausgebildet und über eine Galerie räumlich mit dem Foyer verbunden. Auf diese Weise bietet es größtmögliche Offenheit und Transparenz. Eine leichte Orientierung ermöglicht der an das Foyer angeschlossene zentrale Flurbereich.

Er gliedert den 1.420 m² großen Neubau in die Seminarraumspange im Westen und die Erschließungs- und Nebenraumspange im Osten, so dass ein guter Kommunikationsfluss unter den Studierenden und Mitarbeitern gewährleistet wird. Neben zwei Vortragsräumen im Erdgeschoss für insgesamt 100 Personen befinden sich acht weitere Seminarräume für 60 Personen in den restlichen drei Geschossen. Die Haupterschließung erfolgt über eine großzügige einläufige Treppe.

Individueller Charakter

Großformatige, hell gefärbte Betonfertigteilplatten, pulverbeschichtetes Aluminium und Glas bestimmen die äußere Erscheinung. Um der Fassade einen individuellen Charakter zu verleihen, wurden die Betonfertigteilplatten über eine horizontale Teilung im Geschossdeckenverlauf gegliedert. In dieser Form erscheint der häufig kühl wirkende Werkstoff Beton als glatte und strukturierte Oberfläche. Auf den Betrachter wirkt er groß im Format und fein gegliedert im Detail zugleich.

HandwerkEine großflächige, leicht eingeschobene Glasfassade öffnet das Lehrgebäude in Richtung des zukünftigen Campusplatzes. Sie reicht über drei Geschosse und lässt nicht nur vielfältige Ein- und Ausblicke zu, sondern schafft auch ein Gegenstück zum Fassaden-Werkstoff Beton und kennzeichnet den Eingangsbereich. Große, gleichmäßig angeordnete Lochfenster strukturieren die Nord-West-Fassade im Bereich der Seminarräume. Durch eine im Beton ausgebildete, dreiseitig umlaufende Fasche und die Laibungsprofile der Fenster erfährt die Fassade eine zusätzliche feine Gliederung.

Spezielle Ankersysteme sichern Tragfähigkeit

Die Montage der großformatigen, vorgehängten Betonplatten erfolgte am Ortbetonrohbau. Spezielle Ankersysteme, die bereits im Fertigteilwerk einbetoniert waren, sichern die Tragfähigkeit. Um trotz der Rohbautoleranzen ein gleichbleibendes und möglichst sauberes Fugenbild zu erzielen, war es notwendig, die zwölf Zentimeter starken Fertigteilplatten vor Anbringung genau auszurichten, was durch die Größe und das enorme Gewicht eine große Herausforderung darstellte.

Etwa fünf bis sieben Betonplatten konnten pro Tag angebracht werden. Darüber hinaus musste eine Dämmschichtdicke von 22 cm ausgeführt werden, um den Zielwert des Hessischen Modells Energieeffizientes Landesgebäude zu erreichen.

www.pbr.de

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