Netzwerken war ein wichtiger Bestandteil der Pausen. (Foto: © FASSADE)

Netzwerken war ein wichtiger Bestandteil der Pausen. (Foto: © FASSADE)

Bedeutungslos ohne Tageslicht

Wieder eine spannende Mischung aus Projektberichten über teilweise spektakuläre Objekte und Wissenswertem aus den Bereichen Forschung, Normung und Technik bot die Fachtagung Glasbau 2018 in Dresden.

Die hätte auch mehr Besucher verdient als die 180, die Pfingstferien und Bombenentschärfung zum Trotz den Weg zur TU Dresden fanden.

Forschungsprojekt zum Fluid Flow Glazing

"Die Gebäudehülle ist repräsentativ nach außen und erfüllt zudem eine Schutzfunktion", sagte Prof. Daniel Pfanner in seinem die Tagung eröffnenden Beitrag. Der Fassadenplaner, der sich mit dem "Traum vom Licht" beschäftigte, betonte, dass "Tageslicht eines meiner größten Anliegen bei der Planung" ist.

Daher ist er auch ein Verfechter von Glas, denn es erlaubt Ausblicke und eben Tageslicht im Gebäude. Er stellte als Alternative zu diversen sommerlichen Wärmeschutzvarianten, die in der Regel "zu einem Defizit in der Tageslichtausbeute im Inneren" führen, ein Forschungsprojekt zum Fluid Flow Glazing vor.
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In dem Glaszwischenraum zirkuliert dabei Wasser, das die Infrarotstrahlung der Sonne absorbiere und somit die Temperatur der Innenglasscheibe sowie die solaren Einträge im Innenraum.

Forschungsprojekt zur Bioenergiefassade

Ein ebenfalls recht spannendes Forschungsprojekt behandelte Elisabeth Aßmus. Die Mitarbeiterin der TU Dresden berichtete über den Stand der Entwicklung in Sachen Bioenergiefassade. Grundsätzliche funktioniere das Projekt, bei dem in einer Flüssigkeit zwischen den Glasscheiben Algen gezüchtet werden.

"Die Biomasse wird in gewissen Abständen geerntet", berichtete Elisabeth Aßmus. Aufgrund der Erkenntnisse aus dem bereits seit 2013 in Hamburg installierten Projekt hat das Forschungsteam nun einen neuen Prototyp mit drei Meter mal 1,35 Meter Größe errichtet. An diesem soll die Langzeitstabilität der Bioenergiefassade untersucht werden.

Kombinationen aus Sonnenschutztechnologien

HandwerkNaturgemäß etwas "trockener", nichtsdestoweniger wichtig kamen die Beiträge Bemessungen und Konstruktionen sowie Bauprodukten und Bauarten daher. Prof. Geralt Siebert von der Universität der Bundeswehr in München hatte Neues aus der Glasnormung im Gepäck.

Matthias Haller von Solutia setzte sich mit Kombinationen aus Sonnenschutztechnologien auseinander, insbesondere mit solarabsorbierender PVB-Folie. "Egal, welche Methode gewählt wird, man wird etwas weniger Licht haben als ohne", so die bilanzierende Aussage.

Blick über den Tellerrand

Interessant war auch der Blick über den Tellerrand in andere Länder. Da konnte Agatha Toth vom Architekturbüro Werner Sobek nicht nur vom Bau des spektakulären Rundgebäudes zur EXPO 2017 in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, berichten, sondern in kleinen Randbemerkungen wurde auch immer wieder deutlich, dass wir in Deutschland und Westeuropa doch recht gute Sicherheitsbestimmungen haben und pflegen.

Von der anderen Seite des Atlantiks gab es auch Berichte und vor allem tolle Impressionen. "Raum wird bedeutungslos ohne Licht", zitierte Felix Schmitt vom Fassadenbauer Josef Gartner den Architekten Steven Holl.

Besondere Ausstrahlung und Optik

Schmitt berichtete vom Projekt an der Princeton University, wo ein interessantes Spiel mit transluzenten und transparenten Bereichen an der Fassade umgesetzt wurde. Dabei gelang es, dank der transluzenten Gläser insbesondere den Tanzsaal der Universität in ein gleichmäßiges Licht ganz ohne Lichtreflexe oder Spiegelungen einzutauchen.

Und während bei Tageslicht zumindest von außen die transluzenten Gläser kaum als solche auszumachen sind, verleihen sie dem Gebäude bei Dunkelheit und Beleuchtung im Inneren eine ganz besondere Ausstrahlung und Optik. Über röhrenförmige Gläser an einem Gebäude für Kinder am Campus des Museums of Fine Art in Houston berichtete Roman Schieber.

Dabei war hier insbesondere auch die komplette Architektur des Gebäudes spektakulär, nicht allein die in diversen Tests auf ihre Stabilität geprüfte Glasröhrenfassade. Die Vorträge boten für jeden Geschmack etwas, auch gab es ausreichend Spielraum zum "netzwerken".

https://glasbau-dresden.de

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